Skifahren in Peru und Bolivien
Der südamerikanische Kontinent ist vor allem für die lebendige Kultur seiner Einwohner und seine atemberaubende Vielfalt der Natur bekannt. Als Destination für Wintersportarten sind die südamerikanischen Länder im Bewusstsein von Individualtouristen eher weniger verankert, sie verfügen jedoch über eine Landschaft, die zum Skifahren geradezu prädestiniert ist. Die Gebirgskette der Anden, die sich auf der westlichen Seite von Südamerika erstrecken, gilt als die zweitgrößte der Erde und ist deshalb für abenteuerliche Skifahrer ein wahres Paradies. Neben Argentinien, Kolumbien, Ecuador und Venezuela ziehen sich die Anden auch durch Peru und Bolivien. Mit Bergen, die teilweise doppelt so hoch sind wie die Alpen, verfügen diese beiden Länder daher über prachtvolle Gebirgslandschaften, die einen sportlichen Ausflug in diese ursprüngliche und größtenteils völlig unberührte Natur lohnen. In Peru und Bolivien können Winterurlauber im Zuge der sportlichen Aktivitäten die einzigartige Flora und Fauna der südamerikanischen Gebirgswelten erkunden. Wer allerdings die gewohnten Standards an Komfort, Ausstattung, Gastronomie und Hotellerie erwartet, die moderne Skiresorts in den USA, Europa und Japan bieten, wird in Peru und Bolivien sicher enttäuscht. Für mutige Wintersportler, die ein unkonventionelles Skivergnügen mit einer großen Portion Abenteuerlust vorziehen, sind die Andengebirge mit ihren teilweise über sechstausend Meter hohen Gletschern eine ideale Möglichkeit. In Peru und Bolivien sind die Skigebiete nur rudimentär ausgebaut, von Massentourismus gänzlich verschont geblieben und ermöglichen ein Skivergnügen, das an Panoramablicken und atemberaubender Natur kaum zu übertreffen ist. Die Unterkünfte sind einfach, die Menschen begeistern jedoch mit ihrer Gastfreundschaft und ihrer lebendigen lateinamerikanischen Lebensart und ermöglichen ihren Gästen ein einzigartiges Erlebnis inmitten der Schneelandschaften der Anden.
Ein Wintersporturlaub mitten in den Sommermonaten
Während sich die Hauptsaison für Wintersport in unseren Breiten von November bis Februar, bei passender Wetterlage manchmal bis zu Ostern erstreckt, gelten die bei uns heißen Sommermonate von Mai bis August in Südamerika als die beste Zeit zum Skifahren. Die Regenzeit ist meist im April beendet, und dann herrschen in der ganzen Region der Anden perfekte klimatische Bedingungen für ein Wintervergnügen in den idyllischen Bergen. Leidenschaftliche Abenteurer machen sich daher ab April oder Mai auf die Reise, um in Peru oder Bolivien in Ort organisierten Kleingruppen die Natur auf den Brettern zu erkunden. Die Art des Skifahrens lässt sich jedoch mit einem konventionellen Urlaub in einem komfortablen Resort nicht vergleichen. Die Wintersportaktivitäten in den Anden von Peru und Bolivien bieten sich eher für Naturliebhaber an, die neben Skifahren auch eine fremde Kultur und eine abwechslungsreiche Natur entdecken wollen. Neben den Schneelandschaften und Eisformationen auf den Gipfeln der etlichen Sechstausender locken in den Gebirgslagen nämlich auch Flüsse, Seen, idyllische Wiesen und karge Steinformationen.
Skivergnügen in Peru: Winterurlaub der besonderen Art
Die Möglichkeit, in Peru einen Skiurlaub zu verbringen, hört sich im ersten Moment etwas unrealistisch und sogar komisch an. Das an der Pazifikküste Südamerikas, zwischen Chile, Ecuador, Kolumbien, Brasilien und Bolivien gelegene Land verfügt jedoch über malerische Pisten, die an zahlreichen schneebedeckten Berghängen in mehreren tausend Metern Höhe inmitten einer faszinierenden Landschaft liegen. Nach präparierten Pisten in gut erschlossenen Gebieten suchen Urlauber in Peru vergeblich. In diesem Land gibt es keine Skiresorts mit Hütten, Hotels und Liften, sondern Pisten, die die Urlauber fast zur Gänze für sich alleine in Anspruch nehmen können. Vor allem die Skigebiete von Pasto-Ruri in Huascaran, die Region Callejon de Huayacas und das Gelände in den schwindelerregenden Höhen des Pastoruri, eines Berges der im Süden des Landes gelegenen Cordillera Blanca ziehen jedes Jahr viele abenteuerliche Fans von Wintersport in der einsamen Natur an. Auch auf den in Höhenlagen von sechstausend Meter befindlichen Pisten der Gipfelregion des Copa lädt die weiße Pracht zum Skifahren ein. Nach einem Flug nach Lima, der Hauptstadt Perus, sind die Höhenlagen der peruanischen Anden im Zuge von Weiterreisen mit Bussen innerhalb weniger Stunden bequem zu erreichen. Die Stadt Huaraz, die als Ausgangspunkt für die beliebten Skitouren dient, wird von Lima aus auch von einigen Fluglinien angesteuert.
Organisierte Skitouren in Peru
Reiseveranstalter, die sich auf Expeditionstouren in die Anden spezialisiert haben, bieten in Huaraz buchbare Ausflüge von vier oder fünf Tagen an, im Zuge derer die unberührten Gebirgshänge Perus erklettert werden, um anschließend mit den Skiern die Berglandschaften zu erkunden und dabei Nervenkitzel pur zu erleben. Optional können Urlauber auch die ganze Strecke bis nach Huaraz hinunterfahren. Alpines Eisklettern und anschließendes Skifahren an naturbelassenen Pisten setzen allerdings eine gute körperliche Kondition, Durchhaltevermögen und die Bereitschaft, schon in den Stunden vor dem Sonnenaufgang den Tag zu starten, voraus. Grundkenntnisse von sportlicher Betätigung und Klettern in schwindelerregenden Höhen sind ebenfalls von Vorteil, da die klimatischen Bedingungen rauh sind und der mit zunehmenden Höhen abnehmende Luftdruck bedingt, dass dem Körper weniger Sauerstoff zur Verfügung steht. Der Organismus sollte daher auf sportliche Aktivitäten in solchen Höhenlagen im Vorfeld umfassend vorbereitet worden sein. Mutige Skifahrer werden für ihre Mühen mit abwechslungsreicher Natur, eindrucksvollen Bergseen und überwältigenden Anblicken der in den Wolken eingeschlossenen Bergspitzen belohnt, die im Sonnenaufgang und in der Abendsonne in den prächtigsten Farben leuchten.
Ablauf der mehrtägigen Bergtouren
Für eine solche Unternehmung in der atemberaubenden Naturlandschaft der Anden eignet sich besonders der Copa an der Cordillera Blanca, dessen Höhen von bis zu 6188 Metern von Huaraz aus erklommen werden können. Solche, in der Regel sechstägige Touren, in deren Pauschalpreis meist die Unterkünfte, Verpflegung und alle Transportkosten inbegriffen sind, starten in den frühen Morgenstunden nach dem Frühstück in einem Hotel in der in 4200 Meter Höhe gelegenen Stadt Huaraz, von wo aus es am ersten Tag zunächst nach Musho geht. Dort wird die Ausrüstung der Touristen von Eseln weiter in die Höhen befördert. Vom Basis-Camp in 5300 Metern Höhe aus geht es weiter zum zweiten Camp. Von dort aus erklimmen die Reisenden den Gipfel des Copa in mehreren Etappen, bevor sie die Gegend auf den Skiern erkunden und am letzten Tag die Panorama-Abfahrt zurück in die Stadt genießen können. Solche Erlebnistouren von Huaraz aus werden auch in der Region des Huascaran, des höchsten Gipfels Perus oder auf den Quitaraju angeboten, die ebenfalls beide mit Höhenlagen von mehr als 6000 Metern und einer malerischen Schneelandschaft locken. Durch einen langsam, aber dennoch stetig wachsenden Tourismus in dieser Region werden auch die Camps, die an den Strecken dieser zunehmend beliebten Touren liegen, immer besser an die Infrastruktur angeschlossen. Neben ihrer wichtigen Rolle als Ausgangspunkt für Erkundungstouren in die Andengebirge ist die Stadt Huaraz auch wegen der wenige Kilometer entfernten Tempelanlage von Willakawayin einen Besuch wert. Die beiden Tempelgebäude aus Megalith-Quadern werden der vor-inkaischen Kultur der Wari zugeordnet, die die Andenregionen von Peru ab dem siebenten Jahrhundert nach Christus beherrschten. Die öffentlich zugängliche historische Stätte kann vor oder nach einer Ski-Tour durch die Anden mühelos ins Urlaubsprogramm integriert werden.
Wem der mehrtägige Aufstieg zu mühsam und körperlich zu herausfordernd erscheint, hat die Möglichkeit, mit einem Helikopter auf die Gipfel transportiert zu werden und anschließend die Skiabfahrt zurück nach Huaraz anzutreten. Nicht nur höchst erfahrene Skifahrer kommen in den Genuss der Abfahrten in den peruanischen Anden, denn viele Veranstalter bieten geführte Skitouren an, die sich ausschließlich auf gut erschlossene Zwischenstrecken beschränken und daher maximale Sicherheit garantieren.
Skifahren in Bolivien
Bolivien ist wie Peru ein Land, das international kaum mit Wintersport assoziiert wird. Trotzdem befand sich ausgerechnet in Bolivien einst das höchste Skigebiet der Welt. Mit seiner Lage in 5300 Metern Höhe galt der Gletscher des Chacaltaya in Bolivien vor dem Klimawandel als eines der beeindruckendsten Skiresorts überhaupt. Der Andenverein wurde in Bolivien im Jahr 1939 gegründet und baute innerhalb kürzester Zeit die erste Hütte am Chacaltaya. Der erste südamerikanische Skilift wurde hier im Jahr 1942 eröffnet und machte das Gebiet bald zu einem fixen Anziehungspunkt für das Training berühmter Skifahrer und der bolivianischen Skinationalmannschaft. In dem ehemaligen Resort wurden Weltmeisterschaften abgehalten, und die wohlhabenden Einwohner der nahe gelegenen Großstadt La Paz nutzten die Region, um an den Wochenenden mit ihren Familien in der malerischen Landschaft dem Wintersportvergnügen nachzugehen.
Die glorreichen Tage des Resorts von Chacaltaya sind jedoch lange vorbei. Die Nähe zum Äquator und die steigenden Temperaturen bewirkten in den letzten Jahren eine rasante Gletscherschmelze, die vor allem auf das Skigebiet von Chacaltaya verheerende Auswirkungen hatte. Da die einst gut erschlossenen Pisten mit dem Lift und den Skihütten heute nur in sehr guten Wintern Möglichkeiten zum Skifahren gewähren, steht es um den Wintersport in Bolivien sehr schlecht. Für Pläne, das Skigebiet mit teuren Schneekanonen attraktiv zu halten, hat das Land kein Geld.
Chacaltaya heute – Ziel für mutige Ski-Abenteurer
Trotz der zunehmend schlechten Pistenbedingungen ist der Chacaltaya mit seinen wenigen übrig gebliebenen Schneehängen noch immer ein beliebter Anziehungspunkt für Fans von extremem Skisport und sportlichem Abenteuer in den Anden. Die beeindruckenden Ausblicke auf die benachbarten Berge der Cordillera Real, vor allem auf die Schneekappen des 6403 Meter hohen Illimani und des Huayna Potosi mit seinen 6088 Metern locken noch immer jedes Jahr zahlreiche leidenschaftliche Skifahrer an, die sich im einst höchsten Skigebiet der Welt tummeln.
Der Lift wurde schon vor einigen Jahren eingestellt und der ehemalige Betreiber führt heute die im Besitz des bolivianischen Andenvereins befindliche Hütte „Cabana de Chacaltaya“. Immerhin bietet das für Skifahrer günstig gelegene Haus Platz für 22 Besucher und verfügt neben einem mit dem Kamin beheizten Aufenthaltsraum auch über eine Küche und einen Speisesaal. Die Hütte ist mit dem Auto über eine gut ausgebaute Schotterstraße zu erreichen und dient zahlreichen Touristen, die sich mit den Skiern in die höheren Lagen begeben, als Ausgangspunkt. In unmittelbarer Nähe zur Hütte werden in schneereichen Wintern Wintersportkurse für Kinder und Jugendliche angeboten.
Neben dem ehemalig besten Skigebiet in Südamerika bietet Bolivien auch andere Möglichkeiten zum Ausüben von Wintersportarten. In der Millionenstadt La Paz werden regelmäßig durchgeführte Skibergsteig-Touren auf dem Illimani angeboten, die ähnlich wie in Peru mehrere Tage dauern und nach langem Wandern und Klettern durch steinige Abschnitte und Fahrten mit dem Jeep auf die höchsten Gipfel des Gletschers führen. Dort sind die Schneebedingungen besser als am Chacaltaya und die Skisportler können inmitten der idyllischen Stille der Berge die technisch nicht allzu anspruchsvolle Abfahrt zurück nach La Paz genießen. Nach der Anfahrt mit dem Jeep aus La Paz und einem anschließendem Aufstieg ist auch der Gipfel des 5800 Meter hohen Berges Mururata innerhalb von vier Tagen zu erreichen.
Skiurlauber sollten in Bolivien, wo der Skisport nicht mehr so verbreitet ist wie in Peru, stets bedenken, dass der Transport der Ausrüstung mitunter ein Problem darstellen kann. Um in La Paz einen willigen Taxifahrer zu finden, der Urlauber samt Skiern und Gepäck zum Base Camp befördert, ist oft eine großzügige Schmiergeldzahlung vonnöten. Jedoch ist das atemberaubende Skivergnügen auch in den Andenhöhen Boliviens den Aufwand allemal wert.