Skifahren in Namibia
Namibia und Skifahren? Das ist sicher ein Widerspruch, doch es wird praktiziert. Namibia ist freilich mehr bekannt, für seine Wüste, seine unwirklichen Gebirgszüge und seine wilden Tiere. An das Skifahren denkt man hier zuletzt, doch es erfreut sich mittlerweile großer Beliebtheit und ist ein Angebot mehr für die Touristen. Mitten in der Wüste Namib erwarten Sie rasante Abfahrten und gespurte Loipen für den Langlauf. Die Dünen der Wüste bieten die besten Bedingungen und sind vor allem das ganze Jahr zu nutzen. Sie sind hier nicht auf das Wetter angewiesen, die Wüste kann ganzjährig befahren werden. Allerdings müssen Sie schon körperlich fit sein, denn einen Lift suchen Sie hier vergeblich. Wenn Sie eine Abfahrt wagen wollen, dann müssen Sie erst hinaufsteigen. Bei 40 Grad in der prallen Sonne, den Skiern auf dem Rücken und die Skistiefel voller Sand, ist der Aufstieg nicht gerade als Vergnügen zu bezeichnen.
Auf Düne 7 können Sie Ihrem Sport frönen, die Skier schultern und in wenigen Sekunden den Sandhang hinunterrasen. Dann klettern Sie wieder hinauf, stundenlang mit wachsender Begeisterung. Wer ein geübter Skifahrer ist, dem wird der Aufstieg wenig ausmachen, die Abfahrt aber so richtig Spaß machen.
Die Dünen sind nur etwas für Fortgeschrittene
Henrik May betreibt den Ski-Spaß etwa neun Monate und hat in dieser Zeit viel Erfahrung gesammelt. Er lässt deshalb nur Skifahrer auf die Piste, die schon in heimischen Gefilden Erfahrungen im Schnee gesammelt haben. Sie können nämlich bei der Abfahrt den Ski nicht schräg stellen, also geht es steil bergab und Sie müssen viel Mut haben, um diese Strecke zu wagen. Zwar kommen die Skifahrer aus allen Teilen der Erde, doch wer keine Erfahrung im Schnee gesammelt hat, muss unten bleiben. Da ist Henrik May sehr hart, ohne das nötige Training geht es nicht.
Skiwanderungen
An Skiwanderungen können jedoch auch Anfänger teilnehmen, die namibische Wüstenlandschaft kennenlernen und die Dünenformationen bewundern. Langlauf wird hier groß geschrieben, Sie haben hierfür die besten Voraussetzungen. Der Wüstensand ist für den Skilanglauf optimal, er hat die nötige Konsistenz und Sie „versinken“ nicht. May stammt übrigens aus Thüringen, genauer gesagt direkt aus Zella-Mehlis. Er ist ausgewandert, wollte aber seinen Sport, das Skifahren, nicht gänzlich aufgeben. So kam es zu dieser Idee und er gründete das „Wüsten-Skifahren“. Dieser Mann lebt schon seit 1998 in Namibia und betreibt mit seinen Eltern eine nahegelegene Gästefarm. Sie erreichen die Düne 7 in nur 15 Minuten, es ist also nicht weit von „Sophia Dale Restcamp“ entfernt.
Warum gerade Namibia
May hat in Deutschland jahrelang Profi-Sport betrieben. Doch mit der Grenzöffnung wurde die Lage immer schwieriger und unübersichtlicher. Niemand wusste, wie es weitergeht und ob May überhaupt noch einen Trainer finden würde. Also ist ein Wintersportler nach Namibia ausgewandert und hat dort ein wahres Skiparadies eröffnet. Er entdeckt, dass der Sand ein wunderbarer Untergrund für jeden Skier ist und dass die Dünen für einen Abfahrtslauf optimal geeignet sind. Die Ausrüstung können Sie leihen, May kann mittlerweile mindestens 10 Teilnehmer ausrüsten. Zunächst wird noch der „Schnee-Ski“ verwendet, doch es ist in der Planung einen „echten“ Sandski zu entwickeln.
Das Klima
In den bekannten Skigebieten ist jeder Skifahrer natürlich auf Schnee angewiesen. Der Klimawandel macht dies aber nicht immer möglich und so verwaisen die Gebiete zum Skifahren immer mehr. Namibia und das „Sandfahren“ bietet eine wirkliche Alternative. Hier werden das ganze Jahr um die 40 Grad gemessen und selbst bei einem Sandsturm können Sie schnell wieder auf die Piste. Der „Ski-Spaß“ schadet der Natur nicht, was in Deutschland ja leider nicht immer der Fall ist. Das Gebiet wurde von der Regierung zum Skifahren freigegeben und außerdem: Was kann an der Wüste schon kaputtgehen? Suchen Sie sich die beste Reisezeit aus, die erträglichsten Temperaturen herrschen von Mai bis Oktober. Allerdings werden die Nächte empfindlich kalt, in der Wüste sollten Sie daran denken.
Testfahrt in heimischen Landen
Snowboarden im Sand ist schon seit Jahren populär, aber richtige Skitouren werden nur von Henrik May angeboten. Bevor Sie sich nach Namibia aufmachen, empfiehlt sich eine Testfahrt in Hirschau, einem kleinen Ort in der Nähe von Nürnberg. Hier können Sie auf einem Quarzsandhügel testen, ob Ihnen das „Sand-Skifahren auch wirklich Spaß macht und ob sich deswegen eine Reise nach Namibia lohnt.
Eisige Schneepisten gehören der Vergangenheit an
Skifahren in der Wüste ist zukunftsorientiert, schließlich schlägt der Klimawandel erbarmungslos zu und Schnee wird immer seltener. Vielleicht gehört diese Idee bald wieder der Vergangenheit an, aber das Skifahren im Sand ist eine gute Alternative zu eisigen Fingern und kalten Zehen. Henrik May gibt Ihnen gute Tipps, er kennt das Skifahren in der Wüste schon sehr lange. Er kommt nie außer Atem und bringt Sie sicher auf die Düne 7. Die Sicht wird besser, Sie haben es geschafft. Sicher ist der Aufstieg hart, aber die Abfahrt entschädigt Sie dafür. Bewundern Sie die Dünen der Wüste, die Formen sind bizarr und außerdem gibt es hier sowieso nichts anderes zu sehen. Wenn Sie Glück haben, weht sogar eine kleine Brise und es ist nicht mehr ganz so heiß wie im Landesinneren.
Das Wachs
Die meisten seiner „Bretter“ sind wirklich Auslaufmodelle. Aber darauf kommt es beim Wüsten-Skifahren gar nicht an. Das richtige Wachs ist entscheidend und das hat May jahrelang getestet. Wenn Sie Ihre Ski nicht mit Wachs versorgen, dann haben Sie das Gefühl, dass Sie bei Regen auf Pappschnee fahren. Wenn Sie aber das richtige Wachs benutzen, dann stehen Sie dem „Schnee-Skifahrer“ in nichts nach.
Vor der Abfahrt erklärt May, dass leichte Menschen im Wüstensand deutlich schneller fahren, als schwere Leute. Leicht rutscht besser und erzeugt nicht so viel Reibung, also ist es ein gewaltiger Vorteil, nicht allzu viele Kilos auf die Waage zu bringen. Die erste Abfahrt im Sand kostet sicher etwas Überwindung, aber es ist quasi so, als hätten Sie 20 Zentimeter Neuschnee unter Ihren „Brettern“. Leider dauert die Abfahrt nicht lange, Sie müssen also wieder hinauf und den Abhang ein zweites und drittes mal wieder runter.
Langlauf – kein Problem
Nicht nur für Abfahrtsläufer ist die Wüste ein Paradies, hier kommen auch Langläufer voll auf ihre Kosten. May ist ein großer „Langlauf-Fan“ und 20 Kilometer am Tag sind für ihn kein Hindernis. Keine Angst, solche Touren müssen Sie natürlich nicht gehen, die Wege für Anfänger und Fortgeschrittene sind deutlich kürzer. Bei den Langlauf-Wanderungen gibt es kein Zeit-Limit, Sie entscheiden selbst, ob Sie Ihre Wanderung fortsetzen wollen oder ob Sie „schlapp“ machen.
Es bleibt jetzt nur noch dem Thüringer Glück für sein neues Unternehmen zu wünschen. Anfängerkurse gibt er leider nicht, Sie müssen schon „Ski-Erfahrungen“ mitbringen. Aber sonst ist es ein Vergnügen und „Nicht-Skifahrer“ werden ja mit einem Schlitten ausgerüstet. Die Preise halten sich durchaus im Rahmen, Sie zahlen pro Person nicht mehr als 100 Euro. Darin enthalten sind aber die Ausrüstung, das Wachs, der Transport und die Führung. Nicht zu vergessen sind natürlich Snacks und Getränke, die Sie während Ihrer Ski-Tour natürlich kostenlos erhalten. Für eine Schlittenfahrt zahlen Sie nur 40 Euro und Wachs, Snacks und Getränke sind natürlich auch dabei. Melden Sie sich rechtzeitig an, die Kapazität ist nämlich auf 5 Mann und einen Skiausflug pro Tag begrenzt. Auch im Mondschein finden Wanderungen statt und Nachtfahrten gehören ebenfalls zum Angebot. Allerdings sollten Sie Ihre Termine gut abstimmen, diese Touren sind sehr individuell und gehören noch immer nicht zum Alltag.
Lernen Sie Namibia mal von einer ganz neuen Seite kennen, es lohnt sich!